Lucy hat den Herbstblues

Ich wusste es doch: Kaum ist Herbst, wird alles mühsam. Der Wecker klingelt mitten in der Nacht, wenn ich aus dem Haus muss, ist es immer noch so dunkel wie im Handpuppen-Popo. Meine Mama kann keinen Gedanken mehr fassen, der nichts mit bald Schlafengehen zu tun hat und vergisst mein Schulbrot. Meine Mathelehrerin haben sie letzte Woche leider auch wieder aus der Psychiatrie entlassen, und alle in der Klasse verlassen sich jetzt auf mich und meine Kreativität mit der Frage, wie wir sie schnellstens dorthin zurücküberweisen. Wir sind zwar auf einem guten Weg (heute in der sechsten hat sie das erste Mal geweint.), aber noch längst nicht am Ziel.

Ich gehe ja auf das Gymnasium, das wohl das von uns aus allernächste ist. Für mich ist das aber jeden Morgen eine halbe Weltreise. Meine Mama weigert sich ja, ein Auto zu kaufen und mich morgens hinzufahren. Vielleicht ändert sie ja nächstes Jahr ihre Meinung, wenn ihr „richtiges“ Kind auch auf eine weiterführende Schule weiter weg muss (hoffentlich auf meine, dann kann ich mich vielleicht bei ihm auf den Fahrradsattel setzen oder wenigstens mit meinem Fahrrad irgendwie hinten dranhängen. Obwohl er schon jetzt sagt, er macht das nicht, der Unhilfsbereitling!)

Zur Schule gehen – das sagt sich nämlich so leicht. Hat sich mal einer überlegt, wie weit ein Puppen-Schulweg für Puppenbeinchen ist? Wir haben das mal gemessen: Wo Mama einen Schritt macht, muss ich 17 machen! Laut Mamas Schrittzähler geht man zu meiner Schule 2.567 Schritte. Das sind also jeden Morgen und jeden Nachmittag 43.639 Schritte. Wie oft seid ihr in letzter Zeit mal solche Strecken gelaufen? Na??? Ich sehe keine Wortmeldungen! Klar, ich nehme natürlich normalerweise mein Fahrrädchen, und Mama hat mich auch schonmal die 2.567 Schritte zu Fuß getragen. Aber das Problem ist doch: Für Puppen-Anforderungen ist die Schule viel zu weit weg! Und die anderen Puppen in meiner Klasse, die kommen sogar von noch weiter weg! Die schaffen es manchmal gar nicht, vor der großen Pause da zu sein! (Meine beste Freundin, die Veronika, die wird natürlich immer von ihrem Chauffeur gebracht. Trotzdem kommt sie gar nicht so oft pünktlich, aber immer, wenn die Veronika einen Anschiss kriegen soll, dann spendet der Papa von der Veronika der Schule eine neue Turnhalle oder so und dann sind auch wieder alle still. Gerecht ist das irgendwie auch nicht.)

Naja. Wenigstens jetzt ist Wochenende und ich kann mal ausschlafen und die Füße hochlegen! Euch allen wünsche ich auch ein schönes Wochenende! Ich mache jetzt jedenfalls erst einmal ein Schläfchen …

illusINNEN_15

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