Lieblingsbücher: Gefahr lauert überall

 

Gefahr lauert überall – Docter Noel Zones großes Handbuch der Gefahrologie
von David & Chris Judge O´Doherty

erschienen bei dtv


Eine wichtige Sache vorweg, denn diese Vorsichtsmaßnahme sollte künftig bei allen Büchern beachtet werden: VOR dem ersten Öffnen, auf jeden Fall aber, bevor der Leser Seite 17 erreicht, sollte das Buch auf den Boden geknallt werden, sodann sollte dieser, der hoffentlich schwerer ist als eine Handpuppe (ich muss immer die Mama darum bitten!), feste draufspringen. Zumindest, wenn ihm sein Leben lieb ist. Warum? Wegen des Seite-17-Skorpions, ist doch klar!

Es ist zwar nach wie vor ungeklärt, wieviele Seite-17-Skorpione (ich hab‘ selbst bei meinem eigenen Buch geguckt: da war auch einer, aber nur ein ganz kleiner!) schon ihren Lesern Schaden zugefügt haben, aber dank dieses wichtigen und schönen Buches weiß man endlich um die Gefahr und ist dieser nicht mehr hilflos ausgeliefert!

Diesen und andere überaus nützliche Tipps hält das Große Handbuch der Gefahrologie bereit. Systematisch führt Docter Noel Zone, selbsternannter Gefahrologe, durch die Tücken des Alltags. Denn Gefahr lauert tatsächlich überall, selbst an den vertrautesten Orten! Das Badezimmer entpuppt sich z.B. als der gefährlichste Ort der Wohnung (sofern man kein Nashornzimmer besitzt, das wäre noch etwas gefährlicher), denkt man allein an die Zahnbürsten-Schlange, die einem beim Zähneputzen direkt in die Nase zu schießen droht!

Zum Glück hält Docter Zone jede Menge praktischer Tipps bereit – wie man z.B. feststellen kann, ob der Klassenlehrer ein Vampir ist, was bei einer Begegnung mit einer Raubkatze zu tun sei (tanzen!) oder wie man einen Eisbären durch Kartentricks verblüfft, welche ÜNGHs es gibt (Überhaupt Nicht Gefährliche Haustiere – wir haben das umgehend umgesetzt und halten uns jetzt auch einen prima Stein!); wie man mithilfe eines Schreibwarensombreros die Klippen der Hausaufgaben-Gefahren umschifft – und natürlich dabei auch immer sicherstellt, dass der Stuhl, auf dem man sitzt, nicht brennt. Der Beispiele wären unzählige.

Die Terminologie hat es übrigens in sich: Der GEWO (GEfahrologen-WOrtschatz) ist schon ganz schön ausgefeilt – wie sich das für einen echten Fachwortschatz gehört, z.B. TTTZVVGIATop Ten Tipps Zur Vermeidung Von Gefahren In Alltagssituationen. Das Wichtigste allerdings ist, dass man ein Gefühl dafür bekommst, was AEG (Absolut Extrem Gefährlich) ist, dass man einfach lieber IBB (Im Bett Bleiben) sollte. Auch die Prüfung am Ende des Buches, die GPPGefahren-Profi-Prüfung zum Gefahrologen, ist zwar anspruchsvoll, aber total machbar! Also – keine Bange (obwohl – Gefahr lauert überall …!): Mit seinen vielen Zeichnungen, informativen (und superlustigen!) Grafiken liest sich das Buch trotz des streng wissenschaftlichen Inhalts 🙂 insgesamt eher wie ein Comic – und ist damit sogar für Lesemuffel attraktiv!

Was zwar aus meiner Sicht kein Nachteil ist, aber doch erwähnt sein sollte: In dem ein oder anderen vollkommen überbehüteten Kind, vor allem, wenn es komplett ironiefrei erzogen wurde (ein paar vond er Sorte kennt man ja!), kann das Buch bisher unentdeckte Ängste auslösen (ich sage nur: Stichwort Skorpion!). Daher Eltern: Wenn ihr reinschaut, den Kopf schüttelt und nur  so „Tsesesses so ein Unsinn! Wer denkt sich denn so einen Blödsinn aus?“-Gemurmel von euch gebt (so wie meine Omi, wenn sie meinen Blog liest) und euch allerdings Gedanken darüber macht, ob ihr vielleicht tatsächlich den nächsten Kindergeburtstag entspannt in einem Geschäft für Druckerpatronenzubehör feiern solltet, dann doch besser auf den Kauf verzichten! Euer Kind ist wahrscheinlich noch nicht soweit … Da nützt auch die BFN (Beruhigungsseite für Notfälle) nichts mehr.

Das Buch ist so richtig schön schräg, super-lustig, voller verrückter Einfälle und auf gar keinen Fall ernstgemeint. Ich habe sehr oft gekichert, gegiggelt und manchmal auch laut gelacht und mit meiner Freundin Veronika, die das Buch auch von ihrem Vorleser vorgelesen bekommen hat, noch wochenlang Insider-Witze gemacht.

Lucys Fazit: Genau mein Humor. Albernheit mit System, das mag ich ganz besonders. Als Hardcover-Buch mit oranger Leinenbindung und Silber-Glitzerschrift kommt es auch sehr schön als hochwertiges Geschenk daher. Wer zu Weihnachten oder zu Geburtstagen ein Kind im Alter von 7–11 (oder einen sehr albernen Erwachsenen) zu beschenken hat, dem sei dieses Buch empfohlen. (Oder dem, der eine Familie mit Kindern, die nur hochwertigste Literatur und Sachbücher lesen, die für die Schule relevant sind,  ärgern will. Das funktioniert auch ganz schön. Zumal die Kinder sich dann wie Bolle freuen, dass sie mal was lesen dürfen, was nicht mit der Römerzeit oder dem Weltall zu tun hat … )

Lucys Gesamturteil: ☺ ☺ ☺ ☺ ☺

Illustrationen:☺ ☺ ☺ ☺ ☺

Die harten Fakten: 248 Seiten, Hardcover, dtv-Verlag, kostet gut investierte 12,95 Euro

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